Beispiel einer Intervention in der Dimension
Zeit (unter Einbezug von Körper und Raum), um das eigene Zeitempfinden
wahrzunehmen: |
Ich fordere den Klienten am Boden eine
Markierung anzubringen (Punkt A). Von dieser Markierung aus soll er
10 Schritte machen und diesen Punkt mit einer zweiten Markierung versehen.
Nun bitte ich ihn, in seinem Tempo von Punkt A zum Punkt B zu laufen,
während ich mit einer Stoppuhr die Zeit messe. Anschliessend
soll er die dafür benötigte Zeit schätzen.
|
Anweisung für Lauftempo: |
Zeit geschätzt in s |
Zeit gemessen in s |
persönliches Empfinden (körperlich,
emotional) |
normal |
4 |
4:44 |
Fühle mich gut, normal. Strecke
reicht für 8 Schritte. |
doppelt so schnell |
1.7 |
3:27 |
Strecke zu kurz, schön schnell
zu laufen. |
so schnell wie möglich (ohne
rennen) |
1.4 |
2:43 |
Nicht so toll. Kaum beginne ich zu
laufen, muss schon wieder aufhören... fühle mich angeregt |
langsam |
5 |
7:27 |
Finde ich langweilig so zu laufen.
Die Bewegungen sind runder, das gefällt mir eigentlich. |
so langsam wie möglich |
25 |
37:39 |
(Klient bewältigt die Strecke
mit ganz vielen kleinen Schritten)
Das ist sehr künstlich so, ziemlich mühsam... |
noch langsamer (Meditation im Gehen) |
45 |
1:12:47 |
(Entscheidet sich für normale
Schrittlänge, die er in Zeitlupen-Tempo ausführt)
Fühle mich gut, viel ruhiger, es ist eine gute Gleichgewichtsübung.
|
Reaktionen: Klient ist über seine
Zeitschätzungen enttäuscht und behauptet, er sollte das
besser in Griff haben. |
Hier bieten sich mehrere Möglichkeiten
von der Dimension Zeit in eine andere Lebensdimension zu shiften: |
Körper: Unterschiede im Körperbefinden
wahrnehmen z.B. was ist am angenehmsten, was ist besonders streng.
Anschliessend könnte man versuchen einen Transfer in den Arbeitsalltag
zu machen: Wo bieten sich Gelegenheiten im eigenen Tempo zu laufen
bzw. zu arbeiten. Weiter könnte man auch die Bemerkung "Es
ist schön, schnell zu laufen" genauer untersuchen auf die
Möglichkeit, dass schnelle Bewegungen wie z.B. Joggen viel Freude
machen. Somit wäre eine Ressource entdeckt und weitere Interventionen,
um diese Ressource zu aktivieren, möglich. |
Spirituell: Sehr langsames Gehen
bzw. die Meditation im Gehen bietet viele Möglichkeiten, dem
eigenem Selbst näher zu kommen. Wie ist mein Weg? In welcher
Phase der Bewegung fühle ich mich unsicher? Kann ich loslassen?
Bin ich jetzt hier? Fragen wie diese eröffnen weitere Möglichkeiten
für intradimensionales Shiften. |
Durch das Shiften in die psychisch-geistige
Dimension spreche ich das Thema an, wie hoch seine Ansprüche
an sich selbst sind. Wir arbeiten weiter mit der Methode der Gesprächstherapie
nach Rogers und dem Klienten fällt auf, dass er sich oft überfordert
und immer mit sich streng ist. |
Ich mache ihn darauf aufmerksam, dass
sein Zeitempfinden bei normalem Lauftempo fast identisch mit der Messung
war. Wir Shiften zurück in die Dimensionen Körper und Zeit.
Klient läuft die Strecke mehrmals hin und her, im eigenen Rhythmus
und findet zunehmend Gefallen daran. Die Anweisungen, sich möglichst
auf den Körper zu konzentrieren, bringen nach anfänglichem
Zögern viel rundere und weichere Bewegungen. |
Die Frage, wie viel Zeit er jetzt für
die Strecke gebraucht hat, beantwortet er mit Achselzucken, das wisse
er nicht so genau. |
|
<-- Praktische
Beispiele -->
|